Adapt – Überhitzung und Hitzestress – Abminderungs- und Anpassungsstrategien
Ausgangssituation Die steigende Anzahl von Todesfällen während sommerlicher Hitzeperioden in der Großregion und darüber hinaus ist alarmierend. Während der Hitzewellen der letzten heißen Sommer (insbesondere 2015, 2018, 2019, 2020, 2022) kam es hier insbesondere bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu einer deutlichen Übersterblichkeit. Allein für das Jahr 2022 werden in der Literatur etwa 2.000 hitzebedingte Todesfälle in den Regionen Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen genannt. Vor diesem Hintergrund und im Hinblick auf den prognostizierten weiteren Temperaturanstieg ist es dringend erforderlich, präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Zielsetzung des Vorhabens und Vorgehensweise
Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht daher darin, Neu- und Umbau von Gebäuden klimagerecht zu planen und auszuführen, gesundheitsgefährdende Raumklimata in Bestandsgebäuden zu vermeiden und effektive Maßnahmen zur akuten Gefahrenabwehr während Hitzewellen zu entwickeln und umzusetzen.
Konkret basiert das Projekt auf vier thematischen Säulen.:
- Die Förderung nachhaltigen Bauens durch innovative Aus- und Weiterbildung
Auf Ebene der Großregion gibt es hinsichtlich der planerischen Grundlagen und des Betriebs von Gebäudetechnik große Unterschiede in den Ausbildungskonzepten. Eine Gemeinsamkeit in allen vier Ländern der Großregion ist jedoch der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal im Bereich der nachhaltigen Gebäudeplanung, des Gebäudemanagements und hinsichtlich des Anlagenbetriebs.
Durch die im Projekt zu entwickelnden und dauerhaft anzubietenden Kurse werden Architektinnen, Ingenieurinnen und Techniker*innen neue Herangehensweisen aufgezeigt, die über die im Herkunftsland geforderten und meist vereinfachenden normativen Anforderungen weit hinausgehen. - Das Monitoring klimatischer Raumbedingungen während Hitzeperioden
Im zweiten Teil des Projekts stehen die Auswirkungen sommerlicher Überhitzung auf den Menschen im Fokus. Dafür werden Behaglichkeitsmessstationen, so genannte CoMoS (Comfort Monitoring Station), verwendet. CoMoS werden in Gebäuden und Institutionen eingesetzt, in denen sich vulnerable Personen, wie Senioren, Kranke, Kinder und Menschen mit Behinderungen, aufhalten.
Die CoMoS-Stationen sind mit einer digitalen Plattform verbunden, die die gemessenen Daten (Lufttemperatur, Strahlungstemperatur, relative Feuchte, Luftgeschwindigkeit) in Echtzeit analysiert. Wenn die Raumbedingungen kritische Werte überschreiten, erhalten die Personen, denen der Raum zugeordnet ist, einen Alarm. Dies können die Bewohner*innen selbst oder das Pflegepersonal sein. Eine Software-Anwendung für mobile Endgeräte wird im Projekt entwickelt, um den Alarm zu senden und gleichzeitig auf Maßnahmen hinzuweisen, die zur Bewältigung der Überhitzung ergriffen werden sollten. Diese Maßnahmen beinhalten bspw. den Einsatz von Verschattung, Lüftung, Ventilatoren, lokale Kühlung sowie die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. - Die Implementierung und Verstetigung der gewonnen Ergebnisse und Erkenntnisse
Die Implementierung und Verstetigung des Projekts umfasst u. a. die beispielhafte Anwendung im Landkreis Sankt Wendel. Dabei werden mindestens zehn Einrichtungen aus dem Gesundheits- und Bildungssektor als strategische Partnerinnen in das Projekt involviert. In der Folge werden das Personal, die Anwenderinnen (Alte, Kinder, Menschen mit Handicap etc.) bzw. betreuende Personen umfassend informiert und geschult. Parallel werden für die genannten Einrichtungen partizipativ konkrete Maßnahmen und Maßnahmenpakete zur Anpassung bzw. zur Prävention sowie zur akuten Gefahrenabwehr entwickelt. Die gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse werden aufbereitet und gemeinsam mit lokalen und regionalen Akteuren in das politische und administrative Handeln integriert. - Die Verwertung der Projektergebnisse
Um eine hohe Reichweite und Interaktion mit den verschiedenen Zielgruppen sicherzustellen, werden die Projektaktivitäten und -ergebnisse regelmäßig über Social-Media-Kanäle kommuniziert. Ergänzt werden diese Aktivitäten durch die Gestaltung und Pflege der Projekthomepage sowie durch die Etablierung eines Adapt-Hubs. Zusätzlich werden Workshops und Schulungen zur Information, Sensibilisierung sowie zur Zusammenarbeit mit externen Partnern und Stakeholdern durchgeführt. Am Ende des Projekts werden die Projektergebnisse im Rahmen einer Abschlussveranstaltung auf Ebene der Großregion präsentiert und diskutiert.
Rolle des Arbeitsfeldes „Infrastruktur & Kommunalentwicklung“
Das AF IKE ist federführend für das AP 6 “Implementierung und Verstetigung“ verantwortlich.
Dies beinhaltet die Ansprache und Betreuung von Einrichtungen des Gesundheits-/Bildungssektors im Landkreis St. Wendel, in denen das Monitoringsystem und die Warn-App zur Anwendung gebracht werden sollen, und die Schulung der Mitarbeitenden bzw. der Nutzer*innen. Um die Inhalte des Vorhabens im Landkreis St. Wendel sichtbar zu machen, werden durch zielgruppenspezifische Beteiligungsformate weitere Akteure des Gesundheits-/Bildungssektors in den Prozess eingebunden.
Des Weiteren werden Maßnahmen(pakete) zur kurz-, mittel- und langfristigen Anpassung an Hitze für (mindestens drei) sensitive Einrichtungen des Gesundheits-/Bildungssektors im Landkreis St. Wendel entwickelt.
Einen weiteren Schwerpunkt der Tätigkeiten des AF IKE bildet die Integration der Ergebnisse des Vorhabens Adapt und der entwickelten Anpassungsmaßnahmen in das politische und administrative Handeln auf lokaler, regionaler, nationaler Ebene und in der Großregion. Hierzu wird im Rahmen verschiedener Veranstaltungen ein Akteursnetzwerk für die Anpassung an Hitze im Gesundheits-/Bildungsbereich („Adapt-Netzwerk“) gebildet.
Unter Beteiligung des Akteursnetzwerks werden Handlungsempfehlungen für die Integration der Ergebnisse (Monitoringsystem, Warn-App) und der erarbeiteten Maßnahmen(pakete) in die rechtlichen Rahmenbedingungen (z.B. in Gebäuderichtlinien, Normen, Standards, Bauordnungen etc.) sowie in informelle Planungsinstrumente (z.B. Hitzeaktionspläne für den Landkreis St. Wendel und für das Saarland) formuliert. In diesem Kontext werden in Kooperation mit den beteiligten Projektpartnerinnen bestehende rechtliche Rahmenbedingungen in den Ländern der Großregion analysiert und, sofern notwendig, ihre Harmonisierbarkeit geprüft. Darüber hinaus initiiert das AF IKE einen Dialogprozess mit den Projektpartnerinnen, um die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Untersuchungsräume innerhalb der Großregion zu ermitteln.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Interreg-Seite des Projektes Adapt.
>> zur Homepage
Finanzielle Partner
- Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau – Fachgebiet Gebäudesysteme und Gebäudetechnik (Federführender Partner)
- Université de Liège
- Universität Luxemburg
- Université de Lorraine
- Landkreis Trier-Saarburg
- Afpa – Agence nationale pour la formation professionnelle des Adultes
Strategische Partner
- Kath. Kindertageseinrichtung St. Franziskus Urexweiler
- Ambulanter Pflegedienst Manuela Kirsch GmbH
- Viessmann Luxembourg
- Wallonie Bois – Centre de Compétences
- Bouyges Bâtiment Nord Est
- Energieagentur Rheinland-Pfalz
- Landkreis Sankt Wendel
- Institut de Formation Sectoriel du Bâtiment
- Centre hospitalier du Nord Ettelbruck – Groupe Pneumologique
- Maison de repos et de soins – Résidence de la Knippchen
- ATMO GrandEst
- A.E.I.M Maison d’accueil Specialisée
- Bauforum Rheinland-Pfalz
- Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des Saarlandes
- Ökumenisches Gemeinschaftswerk Pfalz GmbH
Budget
- Gesamtbudget des Projekts: 2 622 731,60 €
- Kofinanzierung: 1 573 638,96 € EFRE (60%)
- Programm Interreg Großregion 2021-2027
Fördermittelgeber
Förderkennzeichen: ADAPT INTGR0100030