Vorstudie zu einem Masterplan Wald Idar-Oberstein
Die Stadt Idar-Oberstein weist eine lange Tradition in der Waldbewirtschaftung auf. Energieholz wurde in Form von Niederwäldern zur privaten und gewerblichen Nutzung angebaut. Diese Wälder gelten heute als weniger produktiv, Werthölzer hieraus sind nicht zu erwarten. Gleichzeitig gibt es in der Zukunft neue Herausforderungen. Neben einer wieder vermehrten Nachfrage aus dem Energieholzsektor wird Schwachholz auch für weitere Sektoren wie z.B. Bioraffinerien gebraucht. Die Stadt Idar-Oberstein möchte ein Konzept für die zukünftige Bewirtschaftung ihres Waldes im Sinne einer nachhaltigen Waldnutzung erarbeiten. Die IZES gGmbH wurde mit einer Studie beauftragt, um in diesem Zusammenhang die Möglichkeiten für einen vermehrten Anfall von Holz aus dem eigenen Wald zu eruieren. Das angestrebte Ziel ist es, die jährlichen Reinerlöse aus der Waldwirtschaft durch die Nutzung weiterer Sortimente nachhaltig zu steigern. Für die IZES gGmbH war diese Aufgabe wiederum sehr spannend, da bundesweit im Sinne einer nachhaltigen Bioökonomie die Erträge an Dendromasse aus dem Wald in Zukunft gesteigert werden müssen. Aus wissenschaftlicher Sicht stellte sich die Frage nach den Hindernissen einer solchen Steigerung. Gibt es neben den ertraglichen nicht veränderbaren Voraussetzungen im Wald auch Defizite im Vollzug oder in der Struktur der Bewirtschaftung? An diesem konkreten Fallbeispiel konnten nun Hindernisse und Chancen in der Waldbewirtschaftung für eine Bioökonomie exemplarisch untersucht werden.
Der Stadtwald Idar-Oberstein umfasst etwa 1.700 ha und untergliedert sich in etwa 45 % Wirtschafts- und zu 55 % in ertragsschwachen Wald. Die forstliche Bewirtschaftung dieses Waldes obliegt dem Forstamt Birkenfeld mittels eines Revierleiters. Daneben beschäftigt die Stadt zwei Forstwirte sowie zum Teil zwei Verwaltungsangestellte, die sich um das operative Geschäft kümmern. Konnten in den früheren Jahren aus dem Forstbetrieb Gewinne für die Stadt erwirtschaftet werden, fielen seit 2012 nach der Zurechnung des Verwaltungsaufwandes auf das Produkt Stadtwald Verluste an.
In dem betriebswirtschaftlichen Teil der Studie wurde festgestellt, dass der Kommunalwald nicht kostendeckend arbeitet. Dies hat viele Gründe. Zum einen sind die geomorphologischen Voraussetzungen nicht gut, da etwa die Hälfte des Waldes eine Hanglage von über 35 % aufweist. Es handelt sich also um einen typischen Standort im Mittelgebirge. Zum anderen ist die Bewirtschaftungsform in den letzten Jahrzehnten stark auf Wertholzproduktion ausgerichtet gewesen. Bestände, aus denen kein Wertholz zu erwarten war, wurden schon durch die (Forst)Einrichtung aus der regelmäßigen Bewirtschaftung herausgenommen. 30 % dieses „außerregelmäßigen Betriebes“ liegt im befahrbaren Bereich. Viele Bestände sind zudem ehemalige Niederwälder. Es konnten bei der Vorstudie gegenüber der Einrichtung aus dem Jahr 2009 Bestände herauskristallisiert werden, die im regelmäßigen Betrieb bewirtschaftet werden könnten, obwohl sie laut Einrichtung dem „außerregelmäßigen Betrieb“ unterliegen. Vor allem eine gesteigerte Produktion von Dendromasse (nach der Definition von (IZES, ifeu, IIWH, 2014)) könnte vor dem skizzierten Hintergrund einen verstärkten Brennholzbedarf und Holzbedarf der ortsnahen Holzwerkstoffindustrie in Morbach befriedigen, ohne die Produktion der Werthölzer aus dem Auge zu verlieren. Auch in der Stadt Idar-Oberstein selbst könnten Wärmeinseln erschlossen werden, die zu einem regionalen Absatz des Energieholzes beitragen.
Befahrungsklassen des Stadtwalds Idar-Oberstein (eigene Darstellung) Gebiete mit erhöhtem Wärmebedarf sowie städtische Heizungen in Idar-Oberstein (eigene Darstellung)
Das Projekt legt die Grundlage für weitere Forschungsfragen an der IZES gGmbH. Es ist geplant, zwei weitere Anträge auf Landesebene und auf nationaler Ebene zu platzieren, welche die Erkenntnisse aus diesem Projekt auf eine breitere Ebene stellen und so die Übertragbarkeit auf die nationale Ebene vorbereiten. Die Leitfrage lautet: Ist der Wald fit für die Anforderungen an die Transformation der Energiewirtschaft und der stofflichen Wirtschaft hin zu einer reinen Bioökonomie ohne den Einsatz fossiler Ressourcen?