Analyse der Rahmenbedingungen für die Gründung von Grünstromanbietern in Japan

Der Anteil der Grünstromanbieter – d.h. derjenigen, die einen hohen Anteil an fluktuierend einspeisenden erneuerbaren Energien (fEE) im Portfolio haben – ist in Japan ist noch recht gering. Beauftragt von Greenpeace Japan und Greenpeace Energy Deutschland, untersucht die Studie, welche Strommarktregeln geändert werden müssen, damit neue Grünstromanbieter in Japan zu diesen Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens beitragen können. Die Studie analysiert die notwendigen Veränderungen im japanischen Strommarktdesign, um mehr Ökostromhändlern den Markteintritt zu ermöglichen und Ökostromprodukte den Verbrauchern anzubieten.

Abgesehen davon, dass weder die aktuellen Ziele für Erneuerbare Energien (EE) noch die tatsächlichen Ausbauraten ausreichen, zeigt die Studie, wie stark die aktuelle Regulierung noch immer von den sog. „großen Versorgungsunternehmen“ (den ehenmaligen zehn regionalen Monopolversorgern) abhängt. Als Erbe der langsamen Liberalisierung in Japan sind die großen Energieversorger davon praktisch unberührt geblieben, sodass 75% der Kapazität noch in ihren Händen liegen (einschließlich Wasserkraft, einem wichtigen erneuerbaren Energieträger in Japan und den daraus resultierenden Windfall-Profits). Darüber hinaus ist das System auf Kapazitätssicherung ausgerichtet, anstatt sich auf den Energiehandel zu verlassen, wie es bei einem liberalisierten Markt der Fall wäre. Daher stellt die Verordnung zur Sicherung der Lieferkapazität eine unnötig hohe Belastung für Grünstromhändler dar, insbesondere wenn sie große Anteile an fEE in ihrem Portfolio haben. Dies führt dazu, dass die Grünstromhändler die benötigten hohen Mengen an Backup-Kapazität hauptsächlich von den großen Versorgungsunternehmen beziehen müssen.

Ein weiteres großes Problem ist die ungleiche Verteilung der bestehenden erneuerbaren Kapazitäten, einschließlich der Wasserkraft, sowie der Mangel an neuen erneuerbaren Kapazitäten. Eine politische Diskussion über die Verteilung der großen Windfall-Profits aus Wasserkraft ist notwendig und bereits im Gange. Die aktuelle Erneuerbare Energien-Politik ist derzeit geprägt durch Probleme der öffentlichen Akzeptanz einer steigenden Einspeisevergütung und mit den politischen Reaktionen darauf. Der Markt für Strom-Zertifikate aus Anlagen ohne fossile Brennstoffe (Non-Fossil Fuel Certificate (NFFC)) wurde von der japanischen Regierung geschaffen, um i) die Integration großer alter Wasserkraftwerke und Kernkraftwerke in das gleiche Zertifizierungssystem zu ermöglichen und ii) den Weiterverkauf des Umweltwerts aus den EE-Anlagen zur Senkung der EE-Umlage auf Strom zu ermöglichen und damit die Akzeptanz aufrechtzuerhalten. Da diese Maßnahmen nicht weiter zur Transformation beitragen, kann sie nicht als zusätzlich bezeichnet werden und es bleibt unklar, ob sie die Akzeptanz erhöhen oder verringern werden. Für Grünstromhändler ist Transparenz ein Schlüssel, damit sie über den zusätzlichen Nutzen ihres spezifischen Produktes kommunizieren können.

Die Studie schlägt eine Reihen von Maßnahmen vor. Die folgenden Sofortmaßnahmen sollten unverzüglich ergriffen werden, um die derzeitigen Marktbarrieren für Grünstrom zu überwinden:

  • Abschaffung der Verpflichtung der Einzelhändler zur Kapazitätssicherung und ihrer konservativen Berechnungsmethode (Netzbetreiber können eine kleine Menge an Reservekapazitäten als Backup vertraglich binden)
  • Wenn diese erste Maßnahme nicht umgesetzt werden kann, sollte zumindest die Berechnungsmethode für die sichere Kapazität ausgewogener sein
  • Wenn Einzelhändler über die technischen Möglichkeiten verfügen, sollten sie sich eher für Echtzeit-Ausgleich ihrer Bilanzkreise anstelle der derzeit üblichen Regelung der „Einspeise-Sonderbehandlungen“ entscheiden
  • Keine Einführung eines Kapazitätsmarktes
  • Verbesserung des Zugangs zu Wasserkraft für alle Einzelhändler
  • Schaffung eines Fonds für den Umweltwert der Wasserkraft: Dies würde zu einer gleichmäßigeren Verteilung des Umweltwertes und seiner Nutzung für die Energiewende in Japan führen und damit die Zusätzlichkeit einführen
  • NFFC mit Standort und Quelle festlegen: erhöht die Transparenz im Ökostrommarkt
  • Einführung verschiedener kurzfristiger Flexibilitätsoptionen: flexible Systemdienste, flexible Nachfrage und besseres Netzmanagement auf der Grundlage bereits verfügbarer Technologien

 

Mittelfriste Maßnahmen sollten bis 2025 umgesetzt werden:

  • Abschaffung des Grundlastmarktes und Förderung des Terminmarktes: Das liberalisierte Stromsystem sollte sich auf seine Marktmechanismen stützen
  • Schaffung von Rahmenbedingungen für einen ausgewogeneren Ausbau der Erneubaren-Energien-Kapazitäten: Insbesondere sind weitere Kapazitätserweiterungen in Bezug auf Wind erforderlich

 

Langfristige Maßnahmen sollten bis 2030 umgesetzt werden:

  • Einführung weiterer Flexibilitätsoptionen: Strom zu Wärme und Strom zu Gas
  • Netzausbau: Periodisch aktualisierte Netzplanung unter Berücksichtigung des zukünftigen Wachstums der Erneuerbaren Energien mit Blick auf das Pariser Klimaschutzabkommen

 

Download

  • Report „Analysis of Framework Conditions for Founding of Green Retailers in Japan“, July 2019
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Die IZES gGmbH war auch an zwei weiteren Projekten beteiligt, die sich mit der japanischen Rolle in der Energiewende befassen. Zum einen wurde das japanische und deutsche Stromsystem im Hinblick auf den Energiewandel verglichen (>> zum Projekt), zum anderen die soziokulturellen Aspekte des Energiewandels in Japan und Deutschland (>> zum Projekt).

 

Laufzeit:
10/2018 bis 07/2019
Arbeitsfeld(er):